Erfahrung

Um den Datenschutz zu gewährleisten, erzähle ich hier ohne Nennung von Namen meine bemerkenswertesten "Fälle" aus meiner bisherigen Freizeitforschung:

 

Das uneheliche Kind

Der Vater einer ehemaligen Kollegin wurde unehelich geboren; er durfte nie Kontakt zu seinem leiblichen Vater haben, hat ihn also nie persönlich kennenlernen dürfen und können. Der Name war bekannt, so dass ich mich auf die Suche begeben konnte. Durch Recherchen im Online-Archiv der örtlichen Tageszeitung kam ich ihm schnell auf die Spur. Leider war er bereits verstorben, aber eine Schwester von ihm lebte noch. Der Vater meiner Kollegin nahm also Kontakt mit dieser ihm ebenfalls unbekannten Tante auf, die dann beim ersten Treffen schon feststellte, dass er seinem Vater sehr ähnlich war. So kam er seinem unbekannten Vater doch noch näher.

 

Des Lehrers Ehefrau

Ein Dozent bei einer Fortbildung bat mich um Recherche und Erstellung eines Stammbaumes (richtiger: einer Ahnentafel). Ich recherchierte also wieder im Online-Archiv der örtlichen Tageszeitung, wühlt mich durch online zugängliche Kirchenbücher und suchte auf Friedhöfen. Letzten Endes konnte ich eine kapitale Ahnentafel erstellen, die auch für mich noch eine Überraschung bergen sollte. Bei den Recherchen zu den Vorfahren der Ehefrau dieses Lehrers, kamen mir immer mehr Namen bekannt vor, so dass ich dann in meine eigene Ahnentafel schaute. Und siehe da, die Ehefrau ist meine Großtante 8. Grades; mein Ururururururururopa (8facher-Uropa) ist ihr Ururururururopa (6facher-Uropa) und wurde 1660 geboren.

 

Das Elternhaus

Über diverse Ecken erreichte mich eine Anfrage der anderen Art: Es wurde die genaue Adresse eines alten Hauses gesucht, welches das Elternhaus der Mutter einer Facebook-Nutzerin war. Leider konnten hier keine Ämter (zum Beispiel Einwohnermeldeamt) behilflich sein. Ich kam auf die Idee, das Ganze von der genealogischen Sicht zu betrachten. Ich befragte also die Facebook-Nutzerin, recherchierte in meinen üblichen Quellen und konnte so einige mögliche Adressen finden. Leider wurden diese Straßennamen und Hausnummern in der Zwischenzeit mehrfach geändert. Trotz vieler Helfer, wie mir, war die Suche leider nicht von Erfolg gekrönt; das Haus dürfte heute nicht mehr stehen. Leider wird man nicht immer fündig.

 

Die Australierin (neu)

 

Im Rahmen meiner ehrenamtlichen Tätigkeit für die MAUS in Bremen habe ich eine leider echt schwer lesbare Randnotiz an einer Geburtsurkunde eines nahen Angehörigen einer Australierin zu knabbern gehabt. Einiges konnte ich lesen, anderes nicht. Im Endeffekt hat der Vater das dortige minderjährige Kind verklagt und hat gerichtlich feststellen lassen, dass dieses Kind nicht seines ist. Das Ganze spielte sich 1921 ab. Ich habe lange herumgegrübelt und dann heute das Archiv in Stade angeschrieben und tatsächlich fast sofort eine Antwort bekommen. Die Akte existiert noch! Einfach berührend.

 

ACHTUNG: NICHTS FÜR SENSIBLE GEMÜTER!

 

Das Foto der toten Schwester

In einer Ahnenforschungsgruppe gab es eine Anfrage, die mich nicht mehr losließ. Nie zuvor war es mir so wichtig, mit allen anderen Helfern, diesen Fall zu lösen.

Worum ging es? Die Frau wollte gerne ein Foto ihrer Schwester haben. Soweit, so gut. Leider wurde ihre ältere Schwester durch die gemeinsame Mutter ermordet. Während ich dies hier schreibe, habe ich wieder Gänsehaut und kämpfe mit den Tränen. Ich recherchierte wieder im Archiv der örtlichen Tageszeitung und fand diverse Zeitungsartikel zum damaligen Geschehen, da sämtliche Namen genannt wurden. Die Fragestellerin war der Meinung, dass sie bereits auf der Welt war, als ihre Mutter ihre Schwester ermordete. Dies war nicht der Fall; ihre Mutter war zu diesem Zeitpunkt hochschwanger mit ihr. Die Strafe für die Mutter war einfach unvorstellbar gering. Sie war laut Gerichtsurteil aufgrund der Schwangerschaft und des Gequengels der Ermordeten nicht zurechnungsfähig. Die Fragestellerin wie auch weitere Kinder mussten so nach kurzer Zeit wieder zur Mutter zurück. Letzten Endes fand ich Adressen und Namen und eine alte Nachbarin hatte tatsächlich das so sehr herbeitgesehnte Foto der Schwester.